Freitag, 21. November 2014

Viele Studenten....


... sind besser als ich dachte. Es gibt hier wirklich gute Studenten, auch im internationalen Vergleich. Leider waren meine eher die negative Auslese - kein Wunder: Viele waren Wiederholer, und die sind nach allen Statistiken wirklich schlecht (in Berlin schaffen - nach meiner eignen Statistik - 10 % die Wiederholungsprüfung. Hier ist das sicher nicht anders). Aber ich wollte über die Besten sprechen. Von meinem Seminar habe ich kurz berichtet. Diejenigen, die durchgehalten haben, waren nicht nur motiviert, es hat auch (meist) Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten. Auch einige Studenten aus der Vorlesung haben zum Schluss ernsthaft gearbeitet. Sie werden die Prüfung wohl schaffen. Übrigens eine Multiple Choice-Prüfung, 50 Fragen mit je vier möglichen Antworten. Einige haben den Hauch von "Wer wird Millionär", zweite Runde, für andere muss man was tun, z.B. rechnen. (Ich beschwere mich nicht: Auch die "Günther-Jauch-Fragen" stammen von mir, angelehnt an die Prüfung im letzten Jahr). Alles läuft über den Rechner. Das Ergebnis steht nach Beantwortung der   letzten Frage fest. Der harte Kern der Studenten hat mich heute in die Cafeteria eingeladen. Man hört es gern: sie hätten sogar etwas gelernt, nicht nur Fachliches. Aber unterm Strich habe ich viel zu viel vorausgesetzt.


Ich wollte doch über die exzellenten Studenten sprechen. Das erste Erlebnis hatte ich vorletzte Woche: Endausscheidung des Roboterwettbewerbs, bei dessen Eröffnung ich im Juni dabei war. Am Tag vor dem Wettbewerb wurde ich noch überredet, in der Jury mitzuwirken, was den Vorteil hatte, mitten im Geschehen zu sitzen. Und das hatte es in sich. Ort: Sporthalle mit großen Tribünen, die Fan-Gruppen der vier Teams von verschiedenen Universitäten sorgfältig voneinander getrennt. Und dann ging es los.. mit dem Rahmenprogramm: Cheer Leader Gruppen, Vietnamnesische Pop-Sänger, landesweit bekannte Tanzgruppen (nein, keine klassischen Tänze), Anfeuerung durch die Fan-Gruppen. Mehr geht auch bei Borussia Dortmund - na ja, vielleicht beim SC Paderborn  - nicht. Der eigentliche Wettbewerb bestand aus drei Teilen: Tanzen eines Roboters nach Musik und mit künstlerisch zu gestaltendem Hintergrund, Fragen  aus ca. 10 Wissensgebieten beantworten, auch solche, die mündlich und spontan über das iPhone eingegeben wurden. Als dritte Aufgabe waren autonome Haushaltshilfen zu entwickeln, die Speisen servieren sollten. Ich will jetzt nicht lange über die Schwierigkeit der Aufgaben sprechen - sie waren schwierig. Schon weil insgesamt nur 5 Monate zur Verfügung standen und die meisten Studenten im dritten oder vierten Semester sind. Die Haushaltsroboter, besser Kellner, wurden aus diversen Xbox-Bestandteilen, ein paar Elektromotoren und viel Software zusammengesetzt. In diesem Wettbewerb habe ich zum ersten mal den Klassenunterschied zwischen verschiedenen Studentengruppen bemerkt. Die Jungs - leider keine Mädchen dabei - könnten sicher problemlos an bundesdeutschen Universitäten bestehen - wenn nur die Sprachbarriere nicht wäre. Auch Mr. Bingh, einer der Gründer von FPT und der starke Mann im Konzern, war dabei (und begrüßte mich in fließendem Deutsch. Er war 2 Jahre an einem Max Planck Institut in Deutschland).
Zum Schluss wurde die Jury dann noch interviewt - zu bewundern in YouTube unter https://www.youtube.com/watch?v=XCHdNWGu9uA  (Bingh ist der erste Interviewte). Und mein Vietnamesisch lässt doch noch zu wünschen übrig. Den Schluss des Wettbewerbs findet man übrigens auch bei youTube: https://www.youtube.com/watch?v=H7dwYfqhLckhttps://www.youtube.com/watch?v=H7dwYfqhLck . And the winner is: FU (heißt FPT University).

Vollends baff war ich Anfang der Woche: einer der Mitarbeiter (oder noch Student?) im Labor trug das T-Shirt eines bekannten, sehr schweren internationalen Programmierwettbewerbs, der von der amerikanischen Computer Gesellschaft und IBM seit vielen Jahren durchgeführt wird. Kurze Nachfrage: richtig, die FPT-University war einer der diesjährigen Finalisten, der sich in diversen regionalen Ausscheidungen durchgesetzt hat. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass es  aus Deutschland nur die Uni Saarbrücken (mit einer bekannt guten Informatik) geschafft hat. Und im Ergebnis - guter Mittelplatz -  lag FPT-U (oder schlicht FU, bekannte Abkürzung, nicht wahr?) noch vor Saarbrücken.

Das heißt: die Spannweite zwischen den wirklich guten Studenten und den sehr schwachen ist noch deutlich größer als bei uns. Mir wurde das mit der Aufnahmepraxis erklärt. Wirklich gute Schüler erhalten ein Stipendium. Alle anderen brauchen in erster Linie gut betuchte Eltern.

Zum Schluss noch ein Blick auf das neue Hauptgebäude der FPT-University, eben teilweise eröffnet, nahezu im Plan. Das macht den Campus wirklich attraktiv. Allerdings nur für den Architekturliebhaber. Die Studenten klagen darüber, dass sie in der Wildnis, in der die Gebäude heute noch stehen, einfach nichts unternehmen können. Abends wird am Computer gespielt. Schließlich könne man nicht den ganzen Tag lernen. Wohl wahr.

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