Mittwoch, 3. Dezember 2014

Eher zufällig...

... habe ich das B52-Museum gefunden, das an der Fahrrad-Diretissima in die Innenstadt liegt. B52? Das sagt eher meiner Generation etwas, wie vermutlich der gesamte Vietnamkrieg. B52 hießen die amerikanischen Bomber, die nach dem 2. Weltkrieg als Nuklearwaffenträger entwickelt wurden  und Hanoi in den letzten Tagen des Vietnam (hier: Amerikanischen) Krieges  mit konventionellen Bomben angegriffen haben.  Dabei wurden etliche dieser Riesenvögel abgeschossen. Ein (vermutlich aus mehreren Maschinen zusammengesetztes) Wrack ist im Hof des Museums zu besichtigen, daneben die russischen SAM-Raketen, mit denen die Abwehr bestückt war. Die Operation hieß Linebacker II  und zeigt den Zynismus, mit dem der Krieg geführt wurde. In aller Kürze: Kissinger und Le Duc Tho hatten Ende Oktober ein Waffenstillstandsabkommenn ausgehandelt, das aber der Südvietnamesischen Regierung nicht gefiel, u.a. weil die Teilung des Landes nicht später durch eine endgültige, völkerrechtlich verbindliche Grenze festgeschrieben werden sollte. Als die Amerikaner daraufhin Nachbesserung verlangten, weigerten sich die Nordvietnamesen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und stellten ihrerseits neue Forderungen. Nach 14-tägiger Bombardierung auf Befehl des Präsidenten Nixon, trafen sich die Parteien erneut in Paris, vier Monate später war der Waffenstillstand besiegelt. Ein amerikanischer Diplomat kommentierte das sarkastisch: "We bombed the North Vietnamese into accepting our concessions". Die Infos stammen übrigens nicht aus der hiesigen Parteizentrale, sondern zum großen Teil von amerikanischen Militärhistorikern.

Während des Krieges war manches aus Hanoi ausgelagert, so die Technical University of Science nach Ngyen, etwa 70 km von Hanoi entfernt und die Führung des Landes in einen Bunker in der Zitadelle. Im Gegensatz zu den martialischen Bunkeranlagen der DDR, die ich mal besucht habe, war sie vornehm in einem der schönsten Gebäude der Zitadelle untergebracht, allerdings 2 Stockwerke unter der Erde.

Alles sehr gediegen, auch ein Kontrast zur Blümchentapete im Honeckerbunker. Gemeinsamkeiten gibt es auch: auf einigen Telefonen steht deutlich lesbar "Volkspolizei". Auf den Karten sind die Einflugschneisen der B52-Angriffe verzeichnet, nein eigentlich nur eine einzige. Militärhistoriker behaupten, die Besatzungen seinen unerfahren gewesen, deshalb immer schön den gleichen Korridor nach Hanoi nehmen. Das hat dazu geführt, dass die letzte Angriffswelle die USA  diverse Bomberbesatzungen und eine zweistellige Anzahl B52 das Leben gekostet hat - deren Reste sind im Museum zu besichtigen.

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