Samstag, 27. Dezember 2014

Hanoi als ...

... Tourist. Jetzt bin ich endgültig im Touristenmodus. Zeit, um endlich die Sehenswürdigkeiten näher kennen zu lernen. Verschaffen wir uns zunächst einen Überblick. Vom 65. Stock des Lotte-Hochhauses (Lotte: eine großer koreanischer Konzern, in Hanoi gut vertreten) kann man zwar nicht das eigentliche Touristenviertel rund um die Altstadt sehen, dafür bekommt man einen Eindruck von der Dimension der Stadt - mittlerweile mehr als 5 Mill. Einwohner. Und von hier sieht man sogar mein Penthouse, ja genau dort.

Ho Chi Minh ist von der jährlichen 2-monatigen Überholung - so was wie ein Ölwechsel -  aus Moskau zurück (dort hat man bekanntlich viel Erfahrung mit der Konservierung der Vergangenheit). Wir können uns also der langen Schlange der Mausoleumsbesucher anschließen. Eindrucksvoll ist das schon, auch welche Verehrung der frühere Präsident nach wie vor genießt. Mit Verstorbenen kann man es ja machen: Ho, angeblich ein bescheidener, gebildeter Mensch, wollte auf keinen Fall ausgestellt werden, keine grandioses Staatsbegräbnis, Bescheidenheit war wohl eine seiner Tugenden. Was daraus geworden, na ja. Tatsächlich hat er darauf verzichtet, im Präsidentenpalast zu wohnen. Sein einfaches Wohnhaus, im Sommer eine Art Gartenhaus, zeugen von seiner Haltung, das Mausoleum von der seiner Nachfolger....

Die Vietnamesen haben ein enges Verhältnis zur Geschichte, auch im Negativen: Das Verhältnis zu China, Jahrhunderte lange Besatzungsmacht, ist angespannt. Der Streit um einige Inseln vor der Küste ist nicht der Auslöser sondern ein weiteres Indiz für die Spannungen. Gleichwohl ist Vietnam geprägt von der chinesischen Kultur. Der so genannte Literaturtempel wurde 1045 gegründet und war bis zum Anfang des zwanzigsten (!) Jahrhunderts die Schule der staatlichen Elite. Nach Regionalausscheidungen durften die Besten die höheren Weihen der Lehre des Konfuzius empfangen. Dazu mussten 7 Bücher  von Konfuzius (deshalb Literaturtempel) auswendig gelernt, die Form von Staatspapieren eingeübt und allgemein die Philosophie der Konfuzianer studiert werden. Kreativität oder Innovation - die heutigen Tugenden - waren nicht gefragt. Die hierarchische Struktur der Welt - jeder hat seinen Platz, ob oben oder (die meisten) unten - blieb  unangetastet. Vielleicht erklärt sich so die hohe Durchfallquote, nur wenige schafften das Examen. Querdenker waren nicht gefragt. 
Die sehr gut restaurierte Anlage ist eindrucksvoll. Durch sieben Höfe und Gebäude gelangt man zum Ehrentempel für die Gründer der Schule. Unser Besuch war allerdings nicht ganz so weihevoll wie üblich. Eine Heerschar von Grundschülern, offenbar beim Wandertag, begrüßte uns mit lautem, nicht enden wollendem "hello". Beeindruckend war es dennoch.

Von weihevoller Ruhe kann in der Altstadt erst recht keine Rede sein. Hier steppt der Bär, vielleicht auch der Hund. (Man sieht Hunde nicht nur in essbarem Zustand auf dem Markt sondern auch als verhätschelte - gegen die Kälte von 18° eingekleidete - Schoßhündchen). Aber die Altstadt ist vor allen Dingen buntes Leben. Schöne, leicht bis mittelschwer morbide Häuser aus der Kolonialzeit, Handwerker aller Orten - straßenweise geordnet nach Metallverarbeitung, Holz usw. - und kleinen budddhistische Tempel. In den engen Gassen soll sich schon mancher verirrt haben und nicht wieder aufgetaucht sein... Dank Google maps mit GPS - Position bleibt einem das Schicksal heute erspart. Die Altstadt grenzt an den Hoan Kiem - See, eine Oase im großstädtischen Trubel, den ich schon früher beschrieben habe. Und selbst Touristen sollen hier schon am Morgen oder Abend beim Tai-Chi gesichtet worden sein.








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